Es ist eine Erfolgsgeschichte für den Bezirkscaritasverband: Vor 15 Jahren wurden die Sozialbüros ins Leben gerufen. An sechs Orten in unserem Landkreis beraten heute mehr als 25 ehrenamtliche Frauen und Männer einmal wöchentlich Rat- und Hilfesuchende mit persönlichen und finanziellen Sorgen, bei Problemen mit Ämtern und Behörden sowie beim Ausfüllen von Anträgen. Jedes Jahr nutzen etwa 500 Menschen dieses niedrigschwellige, wohnortnahe und unbürokratische Angebot.
Ob das Projekt erfolgreich sein wird, war anfangs nicht klar, so Stephan Behrla, Sachbereichsleiter der Allgemeinen Beratungsdienste beim Caritasverband. "Bei hauptamtlichen Mitarbeitern wurde es kritisch gesehen, dass Ehrenamtliche in diesem Bereich tätig sind. Das war nicht ganz unumstritten, zumal 2003 die "Operation Sichere Zukunft" der damaligen hessischen Landesregierung zu radikalen Kürzungen im Bereich der Sozialarbeit in Hessen führte."
Doch der Einsatz Ehrenamtlicher war und ist sehr erfolgreich. Die Sozialberater werden vor ihrem Start umfassend auf ihren Einsatz vorbereitet; dazu gehören die Grundzüge des Sozialrechts und des staatlichen Sicherungssystems sowie das Führen von Beratungsgesprächen und der Umgang mit schwierigen Klienten. Wenn es Probleme gibt oder komplexere Fragen auftauchen, können sie sich an einen hauptamtlichen Ansprechpartner wenden. "Wir bekommen sie als Menschen und ihre Profession mit dazu", hebt Stephan Behrla den Vorteil von ehrenamtlichen Mitarbeitern hervor. Das interdisziplinäre Team der Sozialberater könne gemeinsam die unterschiedlichsten Lösungen finden und ergänze einander. Mit dabei sind Banker, Hausfrauen, Lehrerinnen, Justizangestellte, kaufm. Angestellte usw. Die Ehrenamtlichen arbeiten in Zweierteams zusammen und nehmen regelmäßig an Austauschtreffen sowie Schulungen teil. So haben sich im Lauf der Jahre auch innige Freundschaften gebildet.
Heinz Becker, Willy Bokler und Christine Schuld sind seit mehr als 11 Jahren als Sozialberater mit dabei. Christine Schuld: "Da es mir selbst gut geht, möchte ich Anderen, die in schwierigen Lebenssituationen stecken, gerne helfen. Die Arbeit im Sozialbüro ist auch eine Bereicherung für mich. Und noch etwas hat mich das Leben schon gelehrt: Alles Gute, das man tut, kommt auch irgendwann wieder zurück."
Die Mitarbeit ist für sie nicht nur eine sinnvolle Tätigkeit, sondern die Berater gewinnen auch an Erfahrungen dazu. Manche engagieren sich mittlerweile sogar im Caritasrat oder im Vorstand des Caritasverbandes. 2018 fand der fünfte Kurs für neue Berater statt. Zum einen möchte der eine oder andere Ehrenamtliche nach langjährigem Engagement kürzertreten - zum anderen sind 2017 zu den ursprünglich vier Sozialbüro-Standorten noch zwei weitere dazu gekommen.
Stephan Behrla, der gemeinsam mit seinem Kollegen Detlef Knopp der hauptamtliche Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen ist, zieht insgesamt eine sehr erfreuliche Bilanz: "Aus einem Experiment ist ein großer Gewinn für unsere Arbeit im Dienste am Menschen geworden." Der Bedarf an diesem Angebot sei über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Sowohl das Leben allgemein als auch der Behördendschungel im Besonderen überfordere viele Menschen. Trotz eines umfassenden Informationsangebotes sei es oft schwierig, sich darin zurecht zu finden. Behrla: "Je früher die Hilfe einsetzt desto effektiver und kostengünstiger kann geholfen werden. Die Sozialbüros sind eine niedrigschwellige Ergänzung unseres Angebots und aus der Beratungslandschaft nicht mehr wegzudenken."
Bild: Sie stoßen auf 15 Jahre an: Caritas-Mitarbeiter Stephan Behrla (5. V. re.) und Detlef Knopp (3. v. li.) hatten damals das Konzept entwickelt. Ehrenamtlich im Einsatz sind oder waren Heinz Becker, Marianne Möhn, Berthold Hassenteufel, Corinne Tremolières, Dieter Barsch, Christine Schuld, Martin Zimmer, Hannelore Brock, Marion Saltenberger-Jost, Heinz Schultes, Ute Weier, Jenny Hannappel, Eva Schüller, Claudia Steinbrech, Nadia Breitenstein und Rosemarie Sahl (v. li. n. re.)