Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass zwischenmenschliche Kontakte und Gespräche von Angesicht zu Angesicht massiv erschwert sind. Vor allem für Menschen mit existentiellen Problemen ist das bei der Suche nach Hilfe und Unterstützung eine große Hürde. Das spüren auch die Beratungsdienste des Caritasverbandes für den Bezirk Limburg, die derzeit überwiegend per Telefon und E-Mail beraten und im Notfall aber Termine für persönliche Gespräche anbieten - zum Schutz vor einer Infektion. Die Mitarbeitenden gehen diese Herausforderung mit viel Engagement und Kreativität an.
"Wir können nicht allen Ansprüchen gerecht werden, leider oftmals auch unseren eigenen nicht, aber wir tun alles dafür, um für die hilfesuchenden Menschen da zu sein", fasst es Gerhard-Neunzerling-Dernbach, Sachbereichsleiter Migration und Integration, zusammen. "Das erfordert natürlich immer wieder aufs Neue besondere Energie und kostet zusätzliche Zeit und Nerven. Bei allem Leid und den Einschränkungen, die die Pandemie mit sich bringt, wird bei vielen oft der eigene Blickwinkel erweitert und manchmal auch neue Eigenständigkeit gefördert", bringt er auf den Punkt, was die Situation für alle Mitarbeitenden und die Ratsuchenden bedeutet.
Bei den Migrationsberatungsdiensten sind die Anfragen leicht gesunken, da Menschen, die noch keine Erstberatung in Anspruch genommen haben, unter erschwerten Bedingungen nicht so leicht den Zugang zu den Angeboten finden. Trotzdem haben die Dienste weiter viel zu tun. 2020 haben sich etwa 1.400 Klienten bei den Migrationsdiensten gemeldet, im vergangenen Jahr hatten die Berater/-innen mehr als 12.000 Beratungs- und Klärungskontakte. Mit Beginn der Pandemie werden unter Beachtung eines Corona-Schutzkonzepts wöchentlich bis zu 15 "Face-to-Face"-Notfallberatungen durchgeführt, alles andere muss per Telefon, E-Mail und Post erledigt werden, auch der Austausch von Dokumenten und Formularen. So quellen die Briefkästen im Integrationszentrum am Limburger Neumarkt, im Integrationsbüro Weilburg und bei der Migrationsberatung im Gemeindezentrum Blumenrod oft über mit dicken Kuverts.
Ganz aktuell häufen sich auch die dringenden Anfragen von Menschen, die unter der Pandemie ihre Arbeit verloren haben, denen der Verlust der Wohnung oder eines Platzes in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete droht. Hilfe suchen auch diejenigen, die trotz guter Integration und vorhandener Beschäftigung zur Rückkehr ins Herkunftsland angewiesen werden oder auch mit behördlichen und gerichtlichen Fristensachen nicht mehr zurechtkommen.
Viele Herausforderungen
Die Arbeit unter diesen Bedingungen gestaltet sich anstrengend und langwierig - und ist bei unzureichenden Deutschkenntnissen sehr mühsam. Bei der Allgemeinen Lebensberatung und der Schwangerenberatung der Caritas macht sich bemerkbar, dass die Hilfesuchenden nur erschwert Kontakt zu den Behörden wie dem Jobcenter erhalten und ihre Anliegen vortragen und klären können. Die komplizierten Anträge sind für viele schwer zu verstehen. Die Beratungsstellen helfen dann beim Ausfüllen, unterstützen bei der Sicherung der Existenz und werdende Mütter zum Beispiel auch bei der Suche nach einer Hebamme. Sind die Sprachschwierigkeiten zu groß oder die Probleme so komplex, dass die Berater am Telefon nicht weiterkommen, laden die Beraterinnen zum persönlichen Gespräch unter Beachtung der Hygieneregeln. Manchmal helfe auch ein gemeinsamer Spaziergang im Hof, erzählt Stephanie Schnorr, Sachbereichsleiterin der Allgemeinen Beratungsdienste.
Die Anfragen, mit denen die Klienten zu den Beratern kommen, sind seit Corona häufiger mit Ängsten besetzt. Sr. Simone Hachen, die im Projekt "Nachbarschaft leben in Weilburg" unter anderem Sozialberatung anbietet, hat diese Erfahrungen gemacht. Sie hatte seit Ausbruch der Pandemie mehr Anfragen als im Vorjahr und bei einigen Klienten ist auch Kurzarbeit ein Thema ebenso wie häusliche Gewalt. "Home Schooling wurde für einige zur Herausforderung und es gab häufiger Streitereien in den Familien", so Hachen. Auch sie bedauert, dass sie gerade bei Erstgesprächen auf den "Face-to-Face-Kontakt" verzichten muss. "Da ist per Telefon schwieriger ranzukommen und Vertrauensaufbau gestaltet sich nicht so leicht wie im direkten Gespräch vor Ort."
Trotz aller Einschränkungen und Schwierigkeiten betont Frank Mach, Abteilungsleiter der Sozialen Dienste beim Caritasverband: "Wir lassen niemanden allein. Auch wenn derzeit nicht alles so möglich ist wie vor Corona, tun wir alles, um den Hilfesuchenden zur Seite zu stehen. Gerade jetzt, wo das Leben vieler Menschen durch die Pandemie finanziell aber auch emotional sehr belastet ist." Dabei profitieren die Beratungsstellen auch von ihrem guten Netzwerk. "In der Krise haben sich die gewachsenen Netzwerkstrukturen bewährt, einige Anliegen können auf dem "kurzen Dienstweg" erledigt oder Entscheidungswege verkürzt werden", berichtet Gerhard Neunzerling-Dernbach.
Wünsche für das neue Jahr
Stephanie Schnorr gibt als ihr Fazit für 2020: "Ein herausforderndes Jahr, vieles hat sich verändert und musste neu besprochen und strukturiert werden. Wir hoffen, dass wir die kommende Zeit im Sinne der Menschen und Ratsuchenden weiter gut bewältigt bekommen - im Verband, aber auch durch die vielfältige gute Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern." Simone Hachen wünscht sich für 2021, dass vieles wieder anders wird und mehr Begegnungen möglich sind. "Aber natürlich geht die Gesundheit und Sicherheit aller vor."
Aktuelle Informationen zur Beratung sowie Kontaktdaten erhalten Sie unter Tel. 06431/2005-0 oder www.caritas-limburg.de.